Kleines Dolmetschlexikon

Übersetzen vs. Dolmetschen

Unter Übersetzen versteht man die schriftliche Übertragung von geschriebenen Texten in eine andere Sprache.

Im Gegensatz dazu ist Dolmetschen die mündliche Übertragung des gesprochenen Wortes in andere Sprachen. Es wird zwischen den beiden Hauptformen Konsekutivdolmetschen und Simultandolmetschen unterschieden, die es beide in unterschiedlichen Ausprägungen gibt.

 

Konsekutivdolmetschen

Beim Konsekutivdolmetschen findet die Verdolmetschung zeitlich versetzt nach der Originalrede oder einzelnen Redeabschnitten statt. Deshalb muss bei der Planung berücksichtigt werden, dass beim Konsekutivdolmetschen doppelt so viel Zeit benötigt wird wie beim Simultandolmetschen. Die Länge der einzelnen Abschnitte kann variieren, liegt in der Regel jedoch bei ca. 5 Minuten.
Während der Redner spricht, macht der Dolmetscher sich Notizen mit einer bestimmten Notationstechnik. Wenn der Redner einen Abschnitt beendet hat, überträgt der Dolmetscher das Gesagte in die andere Sprache. Er befindet sich dabei mit im Raum. Je nach Einsatzdauer und Schwierigkeitsgrad kann es erforderlich sein, ein Team aus zwei Dolmetschern einzusetzen.

 

Gesprächsdolmetschen (Verhandlungsdolmetschen)

Beim Gesprächsdolmetschen sitzt / steht der Dolmetscher bei den Gesprächspartnern und dolmetscht zeitversetzt. Die Abschnitte beim Gesprächsdolmetschen sind in der Regel kürzer als beim klassischen Konsekutivdolmetschen.

 

Simultandolmetschen

Beim Simultandolmetschen befinden sich die Dolmetscher in einer schallisolierten Dolmetschkabine. Über Kopfhörer hören sie das Gesagte und übertragen es simultan (mit einem kleinen zeitlichen Versatz) in die andere Sprache. Da Simultandolmetschen höchste Konzentration erfordert, wird in der Regel mit einem Team aus zwei Dolmetschern gearbeitet, die sich alle 20-30 Minuten abwechseln und sich gegenseitig unterstützen.

 

Flüsterdolmetschen

Beim Flüsterdolmetschen wird dem Zuhörer die Verdolmetschung ins Ohr „geflüstert". Diese Dolmetschform ist deshalb auch nur für bestimmte Situationen mit einem oder höchstens zwei Zuhörern geeignet. Da Flüsterdolmetschen eine besondere Anstrengung für Stimme und Konzentration bedeutet, eignet es sich nur für kurze Veranstaltungen und erfordert in der Regel den Einsatz von 2 Dolmetschern.

 

Begleitdolmetschen

Beim Begleitdolmetschen begleitet der Dolmetscher seine Zuhörer während einer Reise / Veranstaltung und dolmetscht in den erforderlichen Situationen.

 

Relais - Dolmetschen

Relais-Dolmetschen findet bei Konferenzen statt, bei denen in und aus mehr als zwei Sprachen gedolmetscht wird. Wird beispielsweise auf einer Konferenz in Deutschland Englisch gesprochen, dolmetschen die Dolmetscher in der englischen Kabine den Redebeitrag ins Deutsche. Die Verdolmetschung wird dann nicht nur von den deutschsprachigen Zuhörern angehört, sondern in der Regel auch von den Dolmetschern der anderen Kabinen, die dann wiederum das Gesagte vom Deutschen in ihre jeweiligen Arbeitssprachen übertragen.

 

PFA

Siehe Dolmetschtechnik

 

Dolmetschtechnik

Zusätzlich zur allgemeinen Konferenztechnik (Rednermikrofone, Raumbeschallung, etc.) wird zum Dolmetschen auch Simultandolmetschtechnik (schallisolierte Dolmetschkabinen, Mikrofone, Empfänger, Sender, Kopfhörer, etc.) benötigt. In der Regel kommen beim Simultandolmetschen schalldichte feste oder mobile Kabinen zum Einsatz, die bestimmten Anforderungen entsprechen müssen. Diese Anforderungen sind in den Normen ISO 4043, ISO 2603, CEI 914 und DIN 56924 definiert. In bestimmten Fällen, z.B. bei Werksführungen, kann es sinnvoll sein, eine Personenführungsanlage (PFA) mit Funkhandmikrofon und Funkempfängern einzusetzen.

 

Notizentechnik

Die Notizentechnik ist eine Notationstechnik, die beim Konsekutivdolmetschen zum Einsatz kommt. Im Gegensatz zur Stenographie werden hier mittels Zeichen und Abkürzungen keine Wörter, sondern Gedanken notiert. Die Notizen dienen hauptsächlich als Gedächtnisstütze, so dass es ausreichend sein kann, für einen ganzen Satz nur ein Zeichen zu notieren. Obwohl es bestimmte Symbole und Abkürzungen gibt, die von vielen Dolmetschern verwendet werden, entwickelt jeder Dolmetscher im Laufe seiner Ausbildung seine eigene Notizentechnik.